Wer einmal nach Georgien reist, kommt immer wieder. Zumindest bei mir ist das so. Diesmal führte mich mein Weg in den Kaukasus. Erneut flog ich von Memmingen mit Wizzair nach Kutaissi; übernachtete bei Temuri, der mit seiner Familie in der Innenstadt wohnt. Früh am Morgen fuhr uns Temuri erst zu einem Geldautomaten und dann ging es los Richtung Mestia. Das Bergdorf sollte unser Ausgangspunkt für ein Trekking über vier Tage nach Ushguli werden.
Wir machten unterwegs zwei Stunden Pause in der Martvili Schlucht und fuhren mit dem Boot eine kleine Tour.
Auf der Hälfte der Fahrt wurde Temuri unruhig und das nicht ohne Grund, denn der Motor wurde heiß und im Dorf Dschwari rauchte es dann ganz schön aus der Motorhaube. Also verfrachtete uns Temuri in ein anderes Auto und gab dem Fahrer etwas Geld. Vorbei am Enguri Dam und immer entlang des Enguri-Flusses führte uns eine Serpentinenstraße immer höher in den Kaukasus.
Das Dorf Mestia hat etwa 2000 Einwohner und liegt in Swanetien. Wir übernachteten im Hotel Ametapi, das einen der spektakulären Wehrtürme, die ich schon oft auf Fotos gesehen, am Haus hatte. Die Wehrtürme dienten zur Verteidigung von Familienverbänden oder auch als Zuflucht im Angriffsfall bzw. als Wachtürme. Mit so einem modernen Zimmer hatte ich im Kaukasus nicht gerechnet.
Mestia ist ein kleines Dorf, mit vielen Restaurants, Touranbietern und Cafés. Wir blieben nur eine Nacht und liefen früh morgens unsere erste Etappe Richtung Zhabeshi. Unterwegs trafen wir ein amerikanisches Pärchen, die wir abends in unserem Guesthouse beim Abendessen wiedertreffen sollten.
Tag 1: Mestia – Zhabeshi: Distanz: ca. 16 km, Höhenmeter: ca. 500, Dauer: ca. 5 Stunden.
Ein leichter Anstieg mit schönen Blick zurück auf Mestia war ein erster Eindruck im Kaukasus und das sollte der heute einzige Anstieg bleiben. Die grünen Wiesen, die Sonne und mein leichter Rucksack fühlte sich gut an. Das letzte Stück führte uns entlang des Flusses – man hat die Wahl zwischen einer Flussüberquerung im Dorf Tsaldashi oder erst später im Dorf Zhabeshi – und überall entdeckten wir die historischen Wehrtürme. Das letzte Stück zog sich nochmal ein bisschen; wir überquerten am Ende des Tals dann die Brücke und erreichten das Dorf Zhabeshi. Das Guest House Gogia ist ein schönes, sauberes Guesthouse mit Garten und sehr netter Familie, die uns sowohl zum Frühstück, als auch zum Abendessen Unmengen an sehr leckerem georgischen Essen auftischte. Zusammen mit drei Russen und dem amerikanischen Pärchen aßen und tranken wir die Köstlichkeiten und fühlten uns wie im Himmel.
Abends liefen wir von unserem Guesthouse nach Zhabeshi hinein und als es anfing zu regnen, hielt ein Kleinbus an, der Fahrer winkte uns wie selbstverständlich rein und fuhr uns zu unserer Unterkunft. Unterwegs erzählte er uns, dass er in Deutschland gelebt hat und er unsere Würste so liebte…
Tag 2: Zhabeshi nach Adishi: ca. 10 km, Höhenmeter: ca. 850, Dauer: ca. 4 Stunden.
Unsere nächste Etappe sollte uns in das Dorf Adishi führen. Früh morgens liefen wir bei strahlendem Sonnenschein los, wussten aber schon, dass es definitiv schlechter werden würde. Auf halbem Weg begegneten wir dem amerikanischen Pärchen, das uns bat, mit uns mitgehen zu dürfen, weil sie sich am Vortrag verlaufen hatten. Natürlich stimmten wir zu und es stellte sich heraus, dass die beiden, aus Seattle kommend, noch nie auf einem Trek waren. Ich war erstaunt, zum einen, weil es so viele Möglichkeiten bei Seattle gibt, wie den Olympic Nationalpark mit den Cascades, wo ich auch sehr viel unterwegs war. Und dann das erste Mal im Kaukasus, nicht schlecht.
Gegen Mittag zog es dann langsam zu, fing an zu regnen und der Regen wurde immer stärker, die Wege immer matschiger. Mountainbiker kamen uns entgegen und wir trugen mittlerweile Handschuhe und Mützen zu unserer Regenkombi. Während es in München 38 Grad plus hatte, wurde es hier knapp unter 0 Grad. Aber wie das so oft in den Bergen ist, klarte es kurz vor Adishi auf und die Sonne kam pünktlich zum Fotografieren wieder heraus. Juhuu!
Das Elisabeth Kaldanis Guesthouse können wir nicht wirklich weiterempfehlen. Zwar war das Essen sehr gut, aber das Zimmer kalt und klamm und die einzige Möglichkeit, unsere Kleidung vom Regen zu trocknen, war der Ofen der Familie, die nicht wirklich davon angetan war. Zum Essen gingen wir ins Café Tetnuldi, das sich unweit unseres Guesthouse befand und gut gefüllt mit anderen Bergsteigern war.
Tag 3: Adishi nach Lalkhori: Distanz: ca. 17 km, Höhenmeter: ca. 800, Dauer: ca. 7 Stunden.
Nach einem Frühstück ging es zunächst zirka eine Stunde im nebelverhangenen Tal entlang, bis wir den Fluss erreichten, den man entweder zu Fuß oder mit einem Pferd durchqueren kann. Wir hatten verpasst, ein Pferd im Dorf Adishi zu arrangieren und so zahlten wir ein paar GEL (georgische Währung) mehr für ein vor Ort organisiertes Pferd, anstatt durch den Fluß zu waten.
Nach der Flußüberquerung ging es dann stetig bergauf; immer mal wieder zwischen den Wolkenfetzen hindurch einen Blick erhaschend auf den 4458m hohen Tetnuldi Gipfel und den darunter liegenden Adishi Gletscher, dessen Zunge auf zirka 2200 m ü. M. mündet.
Am Pass oben regnete es immer noch und so machten wir keine Pause und liefen direkt weiter den Hang hinunter. Auf halber Strecke hörte es endlich auf zu regnen und die Sonne kam heraus. Wir erreichten schließlich den Fluss, an dem es weiter rechts entlang zirka 7 Kilometern bis Iprari und Lalkhori geht. Unterwegs passierten wir das verlassene Dorf Khalde, was nur noch aus Ruinen besteht und erreichten danach eine Häusersiedlung, von der eine Straße hinunter ins Tal führt. Wir übernachteten im Guesthouse Robinzon Lalkhori, wo man uns herzlich empfing und wo es mal wieder ein deftiges Abendessen und Frühstück gab.
Tag 4: Lalkhori nach Ushguli: Distanz: ca. 11 km, Höhenmeter: ca. 400, Dauer: ca. 4 Stunden.
Der heutige Tag sollte ein kurzer werden. Es gibt zwei Varianten; ein Weg, der kurz nach Lalkhori links abzweigt oder man läuft die Straße entlang, falls dieser Weg gesperrt sein sollte. Das letzte Stück läuft man auf der Straße, egal, welche Route man nimmt. Schon am Dorfeingang von Ushguli standen viele Marshrutkas und es war auch schon an der Straße klar, wieviele Touristen hier auch einfach mit dem Auto hingekarrt werden.
Wir hielten uns nicht lange in Ushguli auf, die Wolken hingen wieder tief und es nieselte und so entschieden wir uns, aufgrund der starken Frequentierung einen Rücktransport nach Mestia zu organisieren. Natürlich könnte man von Ushguli aus weitere Wanderungen, Mountainbiketouren etc. unternehmen. Von hier aus dauert die Fahrt zurück nach Mestia zirka 2,5 Stunden und kostet 30 GEL (ca. 10€).
Von Mestia bis in die Hauptstadt Tiflis sind es mit dem Marshrutka acht Stunden Fahrt. Man kann natürlich auch wieder zurück ins 4h40 entfernte Kutaisi fahren, aber Stefan kannte Tiflis noch nicht und so hatten wir einen Rückflug von Tiflis nach München gebucht. Tiflis, mit seinen mehr als einer Million Einwohnern und am Fluss Kura gelegen, zeichnet sich durch eine geschichtsträchtige Altstadt aus. Zeitweise befand sich die Stadt unter persischer und russischer Herrschaft. Neben orthodoxen Kirchen und Sowjetbauten, stehen hier unter anderem prächtige Gebäude im art-nouveau-Stil. In Tiflis hatte ich uns das M42 Hostel hoch oben auf dem Berg gebucht und unser Zimmer war ein Traum. Blick auf die Stadt und sehr zentral. Wir hatten noch zwei Tage Zeit, uns hier umzuschauen und gut zu essen und genossen die Zeit sehr.